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Martin G. Wanko

he@venly


Dramolett in drei Szenen.

1.Szene

Die Bühne ist abgedunkelt, einzig und allein ein Lichtstern ist sichtbar.
alma x betritt telephonierend die Bühne, in diesem Moment leuchtet das Zimmer im hellen Tageslicht. Der Stern ist nicht mehr erkennbar.

Sie telephoniert (Handy), trinkt hin und wieder aus einer Mineralwasserflasche und nimmt Züge einer im Aschenbecher verglimmenden Zigarette.
alma x: Mhm … nein … ja … überhaupt nicht … geht nicht … unmöglich … meinst … kostet … voll Arsch … wieviel … große Finsternis, Alter … spinnst … how much … O.K. … wenn ichs dir sag … wann, morgen? … 150, top Qualität, eins zum antesten, die anderen in die Galerie, und top Qualität, ja? … mail mir, und ich bestätige, ja? … nicht jetzt, bei mir klopfts an, ciao, ciao ….
Geht in den nächsten Anruf über.
alma x: ich will nicht, ja … ich mein, ich will noch was erleben, und das hat nix mit deinen Hausschlapfen zu tun … Mensch, dann steig halt nicht auf das ganze ein, wennst es nicht verkraftest … I’m so sorry, but thats life, bey.
Wieder ein Anruf.
alma x: Ja … warum nicht … unmöglich, übermorgen, echt absolut letzter date … nicht mein Problem … nein … also, ich mail alles noch einmal, … schön, aber wenn aufgrund ihrer Kacke mein Job scheißen geht, dann bring ich Sie um, ja? Legt auf, geht zum Compi, es läutet wieder. Unterdessen betritt alpha den Raum, macht eine Runde, setzt sich gelangweilt, raucht sich eine an.
alma x: Was gibt’s … was soll das heißen, du schaffst das nicht?! Hör einmal gut zu: Ich hackl 16 Stunden am Tag, daß dein Ding funktioniert, und du schaffst es nicht, 20 Zeilen zu deinen scheiß beschissenen Bildern zu schreiben … ah so … hey tut mir, ich mein … nein, das war echt nicht, bleib – Legt das Handy weg. Scheiße Frau!
alpha: Is was?
alma x: Nein, ich mein, ja. Hans sein Modem is im Arsch, und ich vorlautes Weib fauch ihn total an. Ich mein, hab geglaubt, daß er den Text nicht schafft – Shit! Geht wieder zum Handy, telephoniert.
alma x: Ja hallo, indoor-flowers? … grüß Gott, alma x, schicken Sie fünf Rosen mit dem grünen Zeug … genau … ja, bordeaux bitte, und eine Karte, I’m sorry, alma x … alma und x, getrennt, beides klein, so wie man es spricht, bin eh im Computer … um Gottes Willen, keine Motivkarte, neutral, bitte … an Franz Hebaum, Hofstr.25 … Rechnung wie üblich … genau, danke. Legt auf, schaltet Handy ab. alma x mailt, spricht dabei zu alpha, ohne ihn zu beachten.
alma x: Alles, was man angreift, artet in eine mörderische Hacke aus … vielleicht liegts am Alter, ich weiß es nicht … kennst du das? Irgendwann machts klick, und man kann nichts mehr halb stehen lassen, ja? Blick auf den Computer.
alma x: Oh god, why me? Götter der Datenautobahn, nehmts mich doch bitte mit, bei aller Liebe, ich mein … die Sendung ist so gut wie durch, und dann ums Arschlecken zu lang. Fuck!
alpha: Wechsel halt.
alma x: Der dritte Provider in einem Jahr, das übersteigt sogar – Bingo! Verläßt den Compi, greift zu einem Pinsel.
alma x: Da muß man schnell runter, sonst dreht man durch. Vor allem, wenn mans mit allen Halbwahnsinnigen wo gibt zu tun hat. Die hat man alle für mich in die Welt gevögelt, wirklich. Gong Ton, ein Mail, zurück zum Computer. Siehst eh, wies abgeht. Ja nicht schlecht … und was will der … wow … O.K., lieber next, dann schick uns doch einmal die Formate, wieviel Bilder du hast, alle Techniken, und wo ich die mir anschauen kann. Ja nicht schlecht.
alpha: Darf man wissen, um was es geht?
alma x: Da fragt einer an, ob ich ihn tschecken kann. next, noch nie gehört, und auch so erinnern mich die Bilder nicht an wen anderen. Also ein fake fast ausgeschlossen – glaub ich mal. Bleib so, ja? Porträtiert ihn.
alpha: Machst du das immer so?
alma x: Wenn ich Lust hab. Übrigens, wer ist das auf dem Photo, das du mir gemailt hast?
alpha: Das auf dem Photo ist mein Freund.
alma x: Ja, wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
alpha: Wie heißt du wirklich, von wo kommst du, was machst du?
alma x: Ich bin die Lissi Müller, hab die HAK gemacht, ein abgebrochenes BWL und Kunstgeschichtestudium, und reiß mir für andere Leute den Arsch auf, damit ich mir meinen Luxus leisten kann. Zufrieden?
alpha: Ich will halt wissen, mit wem ich fick, ist das so krank?
alma x: Dann warst aber auf der falschen Side. Versuchs doch mal unter „WWW. Ich will doch einfach von dir was wissen, ich bin krank.“
alpha: Forget it.
alma x: Hey, jetzt kommt die super Wolke, geil! Verdunkelung, wirft den Pinsel auf den Arbeitstisch. Außerdem es ist eh gleich Abend … Blick zu alpha. Scheiß date …
alpha: Danke!
alma x: Scheiß drauf, wann fangt der Attersee an?
alpha: Du wolltest bloß das Photo ficken.
alma x: Und dann hab ich mit dir gefickt, red doch nicht so einen Schwachsinn. Listen to me! Ich male, ja? Ich schau mir „dein“ Photo an, und in mir wachsen dann Vorstellungen, O.K.?
alpha: Fickvorstellungen.
alma x: Mensch laß mich mit deinem scheiß Fickgerede in Ruhe … weder Familiengründung, noch Fickerei! Ich brauch das Photo, um zu malen. Gibt der Mensch was her oder nicht – das ist hier die Frage.
alpha: Wow!
alma x: Und wenn ich dir nun sage, daß das gar nicht dein Freund ist, auf dem Photo?
alpha: Was?
alma x: Du scannst dir von irgendwo ein Photo ein, und kommst so zum Budern. Wie wär das?
alpha: Willst seine e-mail?
alma x: Echt, du gibst sie mir?
alpha: Arschloch!
alma x: Seit wann lauft das schon?
alpha: Seit einem halben Jahr. omega und ich haben übrigens wirklich die Photos getauscht.
alma x: Omega, so so … ja, was soll man darauf noch sagen … ihr seids alle so krank, Wahnsinn. alpha und omega. Echte Männer halt.
alpha: Hauptsache unser Genie …
alma x: Hast du dir schon jemals gedacht, daß dir eine nachsteigen kann, weil sie das Photo … ich mein, es gibt auch kranke Frauen.
alpha: Berufsrisiko.
alma x: Neurosenzucht wohl eher. Dreht die Kleiderstange, sucht nach einem passenden Kostüm, legt in den nächsten Minuten Modekompositionen auf das Sofa.

(Auszug)

[kolik 15]