Kathrin Resetarits
pech 1
es hatte schon wieder zu regnen begonnen. ich und meine nichte schlichen um
das haus herum, obwohl alle türen vorsorglich von meiner gewissenhaften
tante verschlossen worden waren. das tat sie meistens, wenn einer ihrer freunde
da war, um uns zwei davon abzuhalten, sie zu stören, was wir gerne taten,
da dabei immer etwas für uns heraussprang. gerade als es uns zu kalt zu
werden begann, und wir überlegten, ins kino hineinzugehen, machte sie eines
der fenster auf und warf uns etwas geld hinunter mit der bitte, ein wenig essen
einkaufen zu gehen.
nach kurzem vergleich der uns ausgehändigten summe mit den überschlagskosten
der aufgelisteten lebensmittel machten wir uns frohgemut auf den weg, weil auch
so etwas für uns heraussprang.
kurz nach halb sechs und schon fast ganz dunkel riefen uns nachbarn über
den ganzen weg hinweg zu. wir nickten höflich, ließen uns aber sonst
nicht aufhalten.
die dunkelheit brach tatsächlich schon über uns herein.
im supermarkt zwischen den waren begannen wir uns wieder heimelig zu fühlen.
meine nichte, die, um vieles jünger als ich, recht leicht reinzulegen ist
und schon immer war, wurde wiederum erfolgreich von mir hineingelegt.
sie bemerkte nichts, und wir machten uns in ungetrübter stimmung auf den
heimweg.
an der ecke stand allerdings ein mann, der uns beiden geheimnisvoll und gefährlich
erschien, weshalb wir uns auf einen umweg begaben, der kindern im alter meiner
nichte nicht unbedingt anzuraten wäre, sind sie allein und haben beide
hände voll mit einkäufen und neue stiefel an. aber ich war ja da,
mit meinem kleinen messer in der tasche. ich kann schon behaupten, daß
uns die angst fast ganz erobert hatte, als uns ein anderer, nicht weniger geheimnisvoll
erscheinender mann begegnete.
trotzdem grüßten wir höflich.
[kolik ]