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Antonio Fian

Traurige Dialoge:

Urbi et orbi

„Je schwächer dieser Pontifex wirkt, umso mehr fliegen ihm die Herzen zu – vor allem die der Jugend.“
Kronen Zeitung, 29. 3. 2005

(Das Strandbad in Klagenfurt am Ostermontag 2005, menschenleer bis auf, am Ende des Steges, zwei Beachvolleyball-Nachwuchsspieler in Wettkampfdressen. Sie tragen dunkle Brillen und starren aufs Wasser. Nach einer langen Pause:)

DER ERSTE: Gsegn gestan im Feansehn den Popst? Urwi et orwi?
DER ZWEITE: Jo. Orm. Nix hot a daredet.
DER ERSTE: Siha hot a daredet. Wonn ma den Feanseha gonz laut gedraht hot, hot ma ihn gheat, gonz leise. Urwitorwiurwitorwiurwitorwi …
DER ZWEITE: I hob nix gheat.
DER ERSTE: Wohl wohl. Urwitorwiurwitorwi, in ana Tour, urwitorwiurwitorwi … (Er schließt die Augen.) Urwitorwiurwitorwiurwitorwi …
DER ZWEITE: Beten und orbeiten, jojo.
DER ERSTE (legt sich auf den Rücken. Mit geschlossenen Augen): Urwitorwiuwitorwiuritorwiurwitorwi …
DER ZWEITE: Jojo.

(Vorhang)

Heilige von morgen

(Sakristei. Drei Ministranten, dabei, sich umzukleiden. Der erste, als er fertig ist, versucht, während er auf die anderen wartet, einen dicken Pickel auf seiner Wange auszudrücken. Es gelingt ihm nicht. Der zweite bemerkt es und tritt zu ihm.)

DER ZWEITE: Warte. Ich kann das.

(Er drückt an dem Pickel herum. Eiter spritzt.)

DER ERSTE (ansatzlos, jubilierend): Geheilt! Geheilt!
DER DRITTE (sinkt in die Knie): Ein Wunder!

(Vorhang)

[kolik 30]