Friedrich Penkner
Waldau
Vorbei an den Häusern ins offene Feld und die Wiesen; nichts herrlicher,
als so in die Morgenfrische hinauszuspazieren. Der sandige Feldweg ist kühl
unter den Sohlen, die Luft klar wie ein Bergsee. Gemächlich kommt ein alter
Traktor entgegen, ich deute dem Bauern einen Gruß mit der Hand. Das Kornfeld
am Weg macht seinen Wellengang im Wind und vollkommen ruhig zieht der Mähdrescher
seine Bahnen. Durch den kleinen Wald gekommen, in dem Bäume zackig in Scheiter
zerteilt werden, sehe ich ein einsames Haus und bleibe ein Weilchen am Waldrand
sitzen, eine Erinnerung wird laut; gleich Lichtstrahlen zischen Straßenzüge
durch Stadtgedanken. Fröhlich wie ein Windrad dreht sich die Mischmaschine
vor dem Waldhaus und angesteckt von der Heiterkeit der Bewegung stimmt die Kreissäge
ein. Mit lustiger Miene zeigt der Besitzer, was er schon geschaffen, ein Gruß
und ich bin weiter. Am Fuße des Hügels liegen die Schienen der Eisenbahn,
eine leise Ewigkeit schießt Zug um Zug an mir vorüber. Den Mittag
in einer Gaststätte verbracht, dann zieht es mich zu einer leicht abschüssigen
Wiese, auf dem Rücken liegend, den Wolken zu folgen. In mir noch das Bild
von den Zügen: ein Blitz in den Ohren, wenn er den Tunnel verläßt;
so wird es sein. Oben Türme und Schleier, Schäfchen und ganze Herden
ziehen vorüber, zerteilen sich, vereinigen sich, wieder und wieder, begleitet
von Flugzeugen, in betörendem Reigen. Eingeschlafen – im Abendrot
erwacht, dunkle Silhouetten vor blutorangenen Hügeln, unten die illuminierte
Stadt; ein leise klingendes Bild in mir, nichts in den toten Ohren.
[kolik ]